Am 11. November 1918 wurde der polnische Staat, der für über 120 Jahre nicht mehr als souveräner Staat existierte hatte, ausgerufen. Wegen unklarer Grenzverläufe und unterschiedlicher Gebietsansprüche kam es zu blutigen Konflikten mit Nachbarländern. Infolge der im März 1921 verabschiedeten Verfassung wurde aus Polen eine parlamentarische Republik. 1926 brachte sich Marschall Józef Piłsudski durch einen Staatsstreich an die Macht.
Mit dem Überfall Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes vom 23. August 1939 marschierten am 17. September auch sowjetische Truppen ein. Das polnische Militär kapitulierte Anfang Oktober. Westpolen wurde in das Deutsche Reich eingegliedert, östliche Gebiete annektierte die Sowjetunion. Die dazwischen liegenden Gebiete wurden von der nationalsozialistischen Regierung als Generalgouvernement unter Zivilverwaltung gestellt. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 wurde auch Ostpolen deutsch besetzt. Polen war das Land, das im Zweiten Weltkrieg am längsten von Deutschland besetzt und seiner Besatzungspolitik ausgesetzt war. Deutschland errichtete in den besetzten Gebieten Polens Konzentrations- und Vernichtungslager.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verblieben die von der Sowjetunion besetzten Teile Ostpolens in der Sowjetunion. Die dort noch ansässige polnische Bevölkerung wurde in Gebiete umgesiedelt, die zuvor zum Deutschen Reich gehörten und nach dem Krieg polnisch wurden. Diese als Westverschiebung bezeichnete Verlagerung der politischen Grenzen Polens führte zu einer Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus diesen Gebieten.
Polen blieb nach 1945 unter sowjetischem Einfluss. 1948 wurden die kommunistische und die sozialistische Partei zur Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR) zusammengeschlossen, die nach einer gefälschten Wahl im gleichen Jahr die Macht übernahm.
1980 brachen in Danzig und weiteren polnischen Städten Streiks aus. Viele der beteiligten Arbeiter schlossen sich zur freien Gewerkschaft Solidarność zusammen. Daraufhin verhängte der polnische Regierungschef Wojciech Jaruzelski das Kriegsrecht, das bis zum Sommer 1983 galt. Die Solidarność wurde erst 1989 im Rahmen umfassender Reformen offiziell zugelassen. Im Ergebnis der Verfassungsänderungen am Ende des Jahres wurde Polen ein demokratischer Rechtsstaat. Ende 1990 fanden in Polen Präsidentschaftswahlen statt. Der Gewerkschaftsführer Lech Wałęsa wurde in der ersten Volkswahl eines polnischen Staatsoberhaupts zum Präsidenten der Republik Polen gewählt.
Chronik
11.11.1918
Ausrufung der Republik Polen
00.00.1919
Wiederherstellung des polnischen Staates; wegen unklarer Grenzverläufe und Gebietsansprüche Ausbruch von Kriegen mit den Nachbarländern, unter anderem Polnisch-Sowjetrussischer Krieg
17.03.1921
Verabschiedung einer neuen Verfassung; Polen wird eine parlamentarische Republik
12. – 15.05.1926
Staatsstreich unter Józef Piłsudski, der bis zu seinem Tod 1935 an der Macht bleibt
23.08.1939
Abschluss des sogenannten Hitler-Stalin-Pakts mit geheimem Zusatzprotokoll, das Ostpolen, Finnland, Estland und Lettland zur sowjetischen Interessensphäre und Westpolen sowie Litauen zur deutschen erklärt
01.09.1939
Beginn des deutschen Angriffs auf Polen; Aufteilung des deutschen Besatzungsgebiets in „Eingegliederte Ostgebiete“ und „Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete“; Errichtung von deutschen Konzentrationslagern und Ermordung europäischer Juden
17.09.1939
Sowjetischer Einmarsch in Ostpolen; ab November Eingliederung dieser Gebiete in die Sowjetunion
00.00.1940
Deportation Tausender Polen in die Sowjetunion, oftmals Unterbringung in Lagern und Einsatz zur Zwangsarbeit
03.04. – 11.05.1940
Erschießung von über 4.000 polnischen Offizieren im Wald von Katyn durch die sowjetische Geheimpolizei
19.04. – 16.05.1943
Aufstand im Warschauer Ghetto, der durch die deutsche Besatzungsmacht niedergeschlagen wird
01.08. – 02.10.1944
Warschauer Aufstand; deutsche Sprengkommandos zerstören große Teile der Stadt
02.08.1945
Westverschiebung Polens durch das Potsdamer Abkommen; polnische Bevölkerungsteile aus ostpolnischen Gebieten werden in deutsch dominierte Gebiete umgesiedelt; die noch ansässige deutsche Bevölkerung wird vertrieben
15.12.1948
Vereinigung von kommunistischer und sozialistischer Partei zur Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR), die durch Wahlfälschungen die Macht übernimmt
14. – 31.08.1980
Arbeiterunruhen in Danzig und anderen polnischen Städten; Gründung der Gewerkschaft Solidarność
13.12.1981
Regierungschef Wojciech Jaruzelski verhängt das Kriegsrecht, das bis zum 22.07.1983 gilt
05.04.1989
Zulassung der Gewerkschaft Solidarność und Einleitung umfassender Reformen
29.12.1989
Verabschiedung eines Gesetzes zur Verfassungsänderung, das grundlegende Veränderungen im politischen, sozialen und wirtschaftlichen System festschreibt; Polen wird ein demokratischer Rechtsstaat