Slowakei

Slowakische Republik

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Auflösung Österreich-Ungarns gründeten Slowaken und Tschechen 1918 den gemeinsamen Staat Tschechoslowakei. Mit dem Vertrag von Trianon wurde die Slowakei nach 1000 Jahren endgültig von Ungarn abgetrennt. Die Tschechoslowakische Republik schützte die slowakischen Gebiete bis 1938 vor dem ungarischen Revisionismus, jedoch nahmen unter anderem wegen des Zentralismus der Prager Regierung die Spannungen zwischen Slowaken und Tschechen zu. Im Nachgang des Münchner Abkommens führte die Frage der ungarischen Minderheiten nach bilateralen Gesprächen im November 1938 zur Abtretung des Südens der Slowakei und der Karpatenukraine an Ungarn.

Am 14. März 1939 wurde auch der Rest des mittlerweile in Tschecho-Slowakei umbenannten Staates zerschlagen, als das slowakische Landesparlament nach deutschen Drohungen einer ungarischen Besetzung der Slowakei einen unabhängigen Slowakischen Staat ausrief. Dieser erste slowakische Nationalstaat war eine Einparteiendiktatur der Slowakischen Hlinka-Partei unter Staatspräsident Jozef Tiso und Premierminister Vojtech Tuka, wobei sich insbesondere Tuka für eine bedingungslose Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Deutschland einsetzte. Die Slowakei beteiligte sich am Überfall auf Polen und am Krieg gegen die Sowjetunion. Wenige Monate nach dem Ausbruch des slowakischen Nationalaufstandes im August 1944 wurde die Slowakei von deutschen Truppen besetzt. Im April 1945 folgte die Besetzung durch die Rote Armee.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Tschechoslowakische Republik in den Grenzen vor dem Münchner Abkommen wiederhergestellt. Davon ausgenommen war die Karpatenukraine, die der Sowjetunion überlassen werden musste. 1948 übernahm die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei die Macht und errichtete zunächst eine stalinistische Diktatur. In den 1960er Jahren kam es im slowakischen Landesteil zu einer Liberalisierung, nachdem Alexander Dubček 1963 Erster Sekretär der slowakischen Kommunisten wurde. Als Dubček zu Beginn des Jahres 1968 auch zum Parteichef der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei aufstieg, kam es zum Prager Frühling, der von Truppen des Warschauer Paktes niedergeschlagen wurde. Unter Dubčeks Nachfolger Gustáv Husák folgte die sogenannte Normalisierung, bei der eine prosowjetische Neuausrichtung des Landes erfolgte. Als einzigen Punkt von Dubčeks Reformprogramm setzte Husák die Föderalisierung des Staates um, sodass nun eine Slowakische Sozialistische Republik und eine Tschechische Sozialistische Republik die Tschechoslowakei bildeten.

1988 gingen in der slowakischen Hauptstadt Bratislava Menschen im Rahmen der „Kerzendemonstration“ für Religions- und Bürgerrechte auf die Straße. Die gewaltsame Beendigung der Demonstration durch Sicherheitskräfte wurde zum Ausgangspunkt der „Samtenen Revolution“, die schließlich das Ende des kommunistischen Regimes einläutete. Seit dem 1. Januar 1993 ist die Slowakei ein selbständiger Staat.

Chronik

30.10.1918
Verabschiedung der Martiner Deklaration, in der sich die Vertreter des slowakischen Volkes zur Idee eines gemeinsamen Staates der Tschechen und Slowaken bekennen
04.05.1919
Milan Rastislav Štefánik, einer der Architekten der Tschechoslowakei, stirbt bei einem Flugzeugabsturz
14.03.1939
Ausrufung des Slowakischen Staates unter dem Patronat des nationalsozialistischen Deutschlands; Präsident wird der katholische Priester Jozef Tiso, der nach dem Krieg zum Tode verurteilt wird
29.08.1944
Ausbruch des Slowakischen Nationalaufstandes, nach dessen Niederschlagung im Oktober 1944 die Slowakei von deutschen Truppen besetzt wird
26.05.1946
Erste tschechoslowakische Nachkriegswahlen; in der Slowakei gewinnt im Gegensatz zu den tschechischen Ländern die Demokratische Partei, die von den Kommunisten zunehmend ausgeschaltet wird
25.02.1948
Kommunistische Machtübernahme in der Tschechoslowakei durch den „Februar-Umsturz“, an die sich die Verfolgung von Regimegegnern anschließt
28.04.1950
Verbot der griechisch-katholischen Kirche und Verfolgung ihrer Vertreter, unter anderem des Bischofs Pavol Gojdič
21. – 24.04.1954
Schauprozess gegen slowakische kommunistische Politiker; Gustáv Husák wird zu lebenslanger Haft verurteilt
05.01.1968
Alexander Dubček löst Antonín Novotný als Ersten Sekretärs des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei ab und leitet Reformen ein, bekannt als Prager Frühling
21.08.1968
Invasion von fünf Armeen des Warschauer Pakts und Niederlage des Reformflügels der Kommunistischen Partei
01.01.1969
Inkrafttreten des Verfassungsgesetzes über die Tschechoslowakische Föderation, auf dessen Grundlage die Slowakische Sozialistische Republik mit Autonomierechten entsteht
17.04.1969
Gustáv Husák folgt auf Alexander Dubček und wird am 29.05.1975 tschechoslowakischer Präsident
25.03.1988
Kerzendemonstration in Bratislava für Religions- und Bürgerrechte, die von den Sicherheitskräften der Regierung gewaltsam beendet wird; dies bildet den Ausgangspunkt der „Samtenen Revolution“, die zum Fall des Regimes führt
01.01.1993
Vereinbarung zwischen tschechischen und slowakischen Politikern, in deren Folge zwei selbständige Staaten – die Tschechische Republik und die Slowakische Republik – entstehen